Angelika Pauly: Voll auf die Bretter. AxiomyTheatre 1
Buchvorstellung

 

Am 28. Februar 2023 erschienen im Carow-Verlag drei kleine Theaterstücke für Kinder unter dem Titel „Voll auf die Bretter. Axiomytheatre, Volume 1“ , verfasst von der Wuppertalerin Angelika Pauly, ihres Zeichens Schriftstellerin und Musikerin, die auch Mitglied der Gesellschaft der Lyrikfreunde Innsbruck und Mitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien ist. Geplant ist die Herausgabe von weiteren vier Heften mit kurzen Theaterstücken und Kinder-Musicals im Zweimonatsabstand. Heft eins enthält das Dramulett von „Florians Bücherbett“, das „Lustige Wichteland Sim-Saladum“ und das Stück „Pieksi, der kleine Teufel“. Man kann gespannt darauf sein, wie sich das Einstudieren der
kleinen Theaterstücke gestalten wird.

Angelika Pauly, „Theater für Kinder“
 

©Carow Verlag, Philippinenhof 6a, 15374 Müncheberg
Alle Rechte vorbehalten, Februar 2023
Satz: Ron Carow
Titelillustration: https://stablediffusionsweb.com/
Druck und Bindung: Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei e.K.
Printed in Germany
ISBN: 978-3-944873-72-5
http://carow-verlag.de


Franziska Bauer & Mary Nikolska

Dona nobis pacem

ISBN 978-3-85253-780-1

Buchschmiede Großebersdorf, 2022

 

Die dreisprachige Gedichtsammlung deutsch- ukrainisch- russisch ist schon auf den ersten Blick von Druck, Papier und Gestaltung ein schön gearbeitetes Buch. Die Illustrationen von Gabriele Bina, Elisabeth Denner, Anna Feudenthaler, Heidrun Karlic und Elena Terziyska machen es noch zu einer ausgesprochen bibliophilen Auserlesenheit.

Die Übersetzungen erfolgten wechselweise durch die in Russisch ausgebildete österreichische und die auch deutschsprachige ukrainische Autorin.

Natürlich kann man derzeit ein Buch in diesen Sprachen nicht losgelöst von den geschichtlichen Ereignissen betrachten, obwohl manche Gedichte schon vor dem 22. Februar 2022 entstanden sind, viele aber auch nachher und bilden so zusätzlich ein poetisches Zeitzeugnis der schrecklichen Ereignisse, vor allem aber wie schon der Buchtitel verrät, die große Sehnsucht nach Frieden.

Die Vorboten waren wohl schon seit dem bewaffneten Konflikt auf der Krim Ende Februar 2014 zu erahnen, wie das Gedicht „Der Blutkönig“ von Mary Nikolska und die dazugehörige so treffend schaurige Illustration von Elisabeth Denner aus dem Jahr 2019 beweisen. Das, was der Blutkönig braucht, das ist der Krieg und den hat er leider auch bekommen, treffend wohl auch für die Zukunft analysiert schon am 5. März 2022 von Franziska Bauer in dem Gedicht „Der Bärendienst“. Das Ganze ging nach hinten los … Was die Macht mit dem Menschen macht, wie sie ihn, wie eine Droge hin zum Größenwahn verändert, zeigt sie treffend in „Über den Hahn am Mist“. Wie berührend ist die „Frühlingsbotschaft aus Kiew“, in der Mary Nikolska einen Zweig vom Ribiselstrauch abreißt, ihn zu einer Orchidee steckt, um mitten im Bombenhagel vom Frühling zu träumen. Auch in „aus Schutt und Asche“ gibt sie die Hoffnung nicht auf: Ein Hoffnungsstrahl … aus Schutt und Asche baut er neue Pfade.

Wie relativ alles werden kann, zeigen die Zeilen von Franziska Bauer in „Rückbesinnung: In stetem Fluss entführt der Strom der Zeit / uns Tag um Tag, macht zur Vergangenheit, / was heute uns bewegt und wichtig dünkt …

Dass Schönheit aber auch immer zerbrechlich ist, darüber sinniert Mary Nikolska in „Zerbrechliche Schönheit“: So klein und voller Ruhe ist die Welt! / Sie wird doch nicht an Schönheit Tag für Tag / verlieren? / Wie ein Blütenblatt es hält, / das bald verblüht und schnell verblassen mag.

So wie Mary Nikolska im Original meist Russisch schreibt und dann auf Ukrainisch übersetzt, so mögen doch, wenn schon nicht die Politik, die Kulturen nicht mehr weiter auseinander triften, sondern als Basis für eine friedliche Entwicklung in der Ukraine einander wieder näher rücken.

Irgendwann einmal tritt sicher ein, was Franziska Bauer in „Dum spiro-spero: Der Regenbogen“ schreibt: Das Licht obsiegt, das Dunkel weicht. Drum lasse nie die Hoffnung sinken …

 

Abschließend kann man, um das Geschenk des Friedens bittend, nur den Titel des Buches wiederholen: Dona nobis pacem!

Kurt F. Svatek


Landratsamt Landsberg am Lech/Landsberger Autorenkreis:
Der Ruf der Natur.
Landsberg am Lech 2022.
Buchbesprechung von Franziska Bauer

 

Der vom Landratsamt Landsberg zum Jahr der Biodiversität herausgegebene Lyrikband „Der Ruf der Natur“ enthält 43 Gedichte und 8 kurze Prosatexte, die Naturgeräusche zum Gegenstand haben. Sie stammen aus der Feder von 20 Mitgliedern des 2004 von Helmut Glatz gegründeten Landsberger Autorenkreises. Klassisch gereimte Gedichte und solche im freien Vers wechseln einander ab, aber alle Texte verweisen direkt oder indirekt auf die Wichtigkeit des Zuhörenkönnens. Wie sonst soll man unterscheiden lernen, ob im Wald nun Ruhe oder Stille herrscht, wie es Marianne Porsche-Rohrer im gleichnamigen Gedicht auf Seite 20 thematisiert? Wie sonst die von Carmen B. Kraus beschriebene Stille eines Septembertages (Seite 42) oder die Musik der Regentropfen (Seite 48) wahrhaben? Wie die vertrauten Klänge eines Stieglitzliedes nicht mit dem Lied einer singenden Maus verwechseln, wie es Roland Greißl auf Seite 75 beschreibt? Wie die mahnenden Stimmen vernehmen, die feststellen, dass unser Erdball auf Droge ist, wie es Thomas Glatz auf Seite 59 formuliert? Wie „Vom Klingen und Rauschen“ einer ums Überleben ringenden Welt erfahren, das Carmen B. Kraus ab Seite 65 beschreibt?

Stellvertretend für alle Mitautor(inn)en des Buchbändchens sei hier Lore Kienzls einleitendes Gedicht „Windgeheimnis“

(S. 9) angeführt:

Schließ die Augen

und lausche

dem Wind in den Bäumen -

er kommt von weit,

er weiß -

denn er trägt

die Geheimnisse der Nacht

die Glut der Herzen

alle Trauer und Sehnsucht,

das Lachen und Weinen der Kinder

das Leben und die Zeit

mit sich fort

 

Der schmale Lyrikband des Landsberger Autorenkreises liegt nicht nur gut in der Hand, sondern ist es auch wert, dass man darin blättert und liest, um die Gedichte auf sich wirken zu lassen: Man wird dadurch sicher lernen, den Ruf der Natur deutlicher zu vernehmen.

Autor(inn)enliste in der im Inhaltsverzeichnis vorgegebenen Reihenfolge:
Lore Kienzl, Hans Schütz, Helmut Glatz, Monika Sadegor, Angelika Müller, Claire Guinin, Heidenore Glatz, Benno von Rechenberg, Marianne Porsche-Rohrer, Boris Schneider, Gerwin Degmair, Barbara Koopmann, Monika Bayerle, Franz OberHofer, Carmen B. Kraus, Theresa Schermer, Karl Michael Ranftl, Thomas Glatz, Rudolf Anton Fichtl, Roland Greißl

 

Weiterführender Link:
www.landsberger-autorenkreis.de
Rezensionsexemplare erhalten von:

renateglatz@gmx.de

Renate Glatz

Dr. Strasser Str.4


Kurt E. Svatek: Das Meer, der Mond und die Zeit. Ein Tanz der Gedanken. Borsdorf 2022, Triga Der Verlag, ISBN 978-3-95928-301-5
Buchbesprechung von Franziska Bauer

 

Kurt E. Svatek, der auch übersetzerisch tätige Autor zahlreicher Bücher und Träger mehrerer Literaturpreise, lässt in diesem Lyrikband wahrhaftig die Gedanken tanzen – im Zentrum seiner durchgängig im Freivers abgefassten Gedichte stehen Reflexionen über Wesen und Bedeutung der Zeit. Ein Entreé über das wundersame Phänomen des Meeresleuchtens vergleicht die winzigen Einzeller, die es verursachen, mit Buchstaben, die in geglückter Lyrik das poetische Leuchten in allen Farben des Regenbogens erzeugen. Mitunter steht ein solches Gedicht ungerufen mitten im Zimmer und führt den Leser, die Leserin über sich selbst hinaus. Zur Illustration sei hier Kurt E. SvateksGedicht  „Der Ausweg“ (Seite 69) angeführt:

                                   Um zu sehen,

                                   muss einer schon hinausgehen,

                                   auch über sich selbst,

                                   sogar wenn die Gegenwart

                                   zu nah kommt,

                                   und somit oft

                                   nur die Flucht

                                   in die Vergangenheit

                                   oder die Zukunft zulässt.

 

                                   Nur ein Gedicht

                                klopft meist ohnehin nicht an,

                                es steht ungerufen

                                mitten im Zimmer,

                                manchmal zu früh,

                                gelegentlich auch zu spät,

                                trotzdem kann es

                                längst Weggeworfenes

                                für lange Zeit aufheben.

 

Mit seinen 104 Gedichten über das Meer, den Mond und die Zeit bietet der Autor Gedankenlyrik vom Besten. Die abschließende Coda in Prosa bietet einen interessanten und informativen Überblick über die Fragestellung „Was ist Zeit?“ und stellt ein Plädoyer für ein Zeitgefühl dar, das auch Langsamkeit und Hinhören auf die Rhythmen der Natur zulässt.

 

Liste seiner neueren Werke:
Der gescheiterte Scheiterhaufen, Mikrogeschichten, Triga - Der Verlag, Gelnhausen-Roth, 2021

Dereinst in einem fernen Land / Ungiorno in unaterralontana, Poetische Impressionen / Impressioni

poetiche, Edizioni Universum, Rocca di Caprileone, 2021

The Will-oˈ-theWispsof Time, Dancing Thoughts, Edizioni Universum, Capri Leone, 2022

 

Weiterführende Links:
https://www.triga-der-verlag.de/svatek/
https://www.steirische-autoren.at/mitglieder/ordentliche-mitglieder/svatek/

 

Kurt F. Svatek, Jahrgang 1949, lebte und arbeitete seit 1973 fast vier Jahrzehnte als Pädagoge in Niederösterreich, ehe er in seine Geburtsstadt Wien zurückkehrte. Er publizierte bisher mehr als siebzig belletristische Bücher (Gedichtbände, Limericks, Aphorismen, Essays, Kurzgeschichten, Haiku und zwei Romane, einige sprachwissenschaftliche Arbeiten und ein Schulbuch) und ist Mitherausgeber der Anthologie „Unser Europa“. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen und ist auch freier wissenschaftlicher Mitarbeiter des IPTRC (International Poetry Translation and Research Centre) der Universität Chongqing und Obmann-Stellvertreter der Bibliotheksinitiativen Wien. Daneben war er über zwei Jahrzehnte Vorstandsmitglied des Niederösterreichischen und Österreichischen P.E.N.-Clubs.


Elfriede Sauseng: Zwischen Nacht und Morgen
Langenwang 2022, ISBN 978-3-200-08503-9
Buchbesprechung von Franziska Bauer

Ahnend, dass sie „ja nicht mehr viel Zeit habe“, äußerte die hochbetagte Autorin Elfriede Sauseng dem Herausgeber gegenüber den Wunsch, ein letztes Buch zu publizieren: So entstand der posthum erschienene Band „Zwischen Nacht und Morgen“, dessen Satz Ernst Bauernfeld besorgte, welcher auch das Vorwort verfasste.

Auf 106 Seiten finden sich 32 Gedichte und 9 Erzählungen mit Illustrationen von Franz Etschmayer, genremäßg gemischt, aber in nachvollziehbarem Zusammenhang gereiht und lediglich im Inhaltsverzeichnis getrennt nach Lyrik und Prosa aufgelistet.

Das fatale Datum des 24. Februar 2022 rief in der Autorin offenbar selbstdurchlebte Kriegserinnerungen wach, die sie in den Erzählungen Die Russen kommen, Leben mit den Siegern, Nachkriegszeit – Entbehrung und Aufatmen und Der Mantel beeindruckend thematisiert.

Vielfältig und vielschichtig sind auch die Gedichte, die meisten kurz und prägnant, jedoch von bestechender Bildhaftigkeit, schlicht und dabei von großer sprachlicher Schönheit: Aufrufe zum Frieden, Naturlyrik, Liebeslyrik, meist ernst, stellenweise aber auch durchaus humorvoll Dokumente gelebter Mitmenschlichkeit, die uns Hoffnung auf bessere und friedvollere Zeiten geben.

Abschließend sei hier Elfriede Sausengs Gedicht „Suche nach Weisheit“ angeführt:

 

                                               Ich reite nicht mehr

                                               auf dem Rücken des Einhorns

                                               durch Nächte verschwiegener Träume.

                                               Ich borge mir lieber

                                               die lautlosen Flügel der Eule

                                               und jage im dornigen Dickicht

                                               des Lebens nach Weisheit.

                                               Denn nur mit Weisheit allein

                                               lässt sich im Alter

                                               die Nähe des Todes ertragen.

 

„Zwischen Nacht und Morgen“ ist ein Buch, das man immer wieder gern zur Hand nimmt. Das in schlichtem Blassblau gehaltene Bändchen ist mehr als nur lesenswert, es ist eine wahrhaft bereichernde Lektüre.

Elfriede Sauseng
Geboren am 10.6.1928 in St.Johann/Gemeinde Ternitz, Chemiestudium in Wien, heiratet nach Graz, dort Ausbildung zur Lehrerin und Organistin, verwitwet, zieht nach abermaliger Eheschließung ins Mürztal, Unterricht an verschiedenen Volks- und Hauptschulen, dort erste Schreibversuche, in der Pension vermehrt schriftstellerisch tätig, Beitritt zur Gesellschaft der Lyrikfreunde, wo sie sechs Mal unter die drei Erstgereihten des Leserpreises kommt, verstorben am 7.4.2022.

 

Werkliste:

  • Die Katze Nofretete und andere Erzählungen
  • Auf den Schwingen des Mondwindes (Lyrikband)
  • Windharfenspiel (Lyrikband)
  • Zwischen Nacht und Morgen – posthum erschienen

Weiterführende Links:
https://www.meinbezirk.at/neunkirchen/c-regionauten-community/leserpreis-2020-fuer-elfriede-sauseng-aus-st-johann_a4808142

https://www.meinbezirk.at/neunkirchen/c-regionauten-community/herbstlesung-im-literatursalon-schloss-wartholz_a5652955


Mara Rei: Die Zeit sitzt im Glas. Haiku.
Hg. Ingo Cesaro. Neue Cranach Presse, Kronach 2016

Buchbesprechung von Franziska Bauer
26.10.2022

 

Ein  Buch, wie man es selten findet

Autorin Margit Margreiter, die auch unter dem Pseudonym Mara Rei schreibt, wählte für ihren Haikuband

„Die Zeit sitzt im Glas“ ein wahrhaft beeindruckendes Layout: Der kardinalrote Buchumschlag besteht aus handgeschöpftem nepalesischen Papier mit integrierten Wollfäden, gedruckt wurde auf extradickem Papier, die Durchstichbindung ist von Hand gefertigt, die Miniaturauflage - mein handsigniertes Rezensions-exemplar trug die Nummer 27 von 88 - macht das Büchlein schon rein numerisch zur Rarität.


Die Haiku bestechen nicht nur durch ihre genrebedingte Kürze, sondern auch durch die beschreibende Kraft, mit der die poetischen Bilder beschworen werden. Als kleine Kostprobe sei hier abschließend der Haiku von Seite 13 angeführt, welcher dem Buch den Titel gegeben hat:

 

Gelbgolden derMais
rubinrot leuchtet der Wein
die Zeit sitzt im Glas

 

Ein Buch, dessen man unbedingt habhaft werden sollte und das man gewiss immer wieder gerne zur Hand nimmt.


Margit Margreiter

Oma geht nach Italien
Edition Apollo Art, Innsbruck 2019
Umschlagbilder: Johannes Margreiter

Buchbesprechung von Franziska Bauer

 

Eine zu Herzen gehende Geschichte für Erwachsene 
Mit der knapp vierzigseitigen Erzählung „Oma Geht nach Italien“, gedruckt in extra großer und dadurch gut lesbarer Schrift, ist es Margit Margreiter gelungen, der Leserschaft das von Langeweile und Einsamkeit geprägte Lebensgefühl ihrer alternden Protagonistin näherzubringen. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt, sie arbeitet im Brotberuf als diplomierte Krankenschwester und hat auch eine Fachausbildung in Sterbebegleitung absolviert.

Nur allzu selten kann Oma für zu Besuch kommende Familienmitglieder aufkochen, selten sind auch die übrigen Sozialkontakte, Trost spenden ihr der Garten, das Kräutersammeln, das Lieblingsplätzchen unter dem alten Nussbaum und die Planung einer Reise zum Sehnsuchtsort Italien, die für die alte Frau zur Metapher für Glückssuche wird und sie auch über die eigene Endlichkeit nachdenken lässt. So sagt sie gegen Ende der Erzählung:

„Irgendwann muss man doch loslassen. Bei der Geburt kriegt jeder seine Lebenskerze mit. Ob groß, klein, dick oder dünn. Alle brennen sie bis zum Ende. Keiner weiß, wie seine oder ihre Kerze beschaffen ist.“

Oma geht nach Italien ist eine wahrhaft bereichernde Lektüre – ein Lehrstück über das Altwerden, das auch die Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins aufwirft.


 

Franziska Bauer mit der Anthologie

Poets of the New World

bei der sie als Preisträgerin ausgezeichnet wurde.

 

POETS OF THE NEW WORLD, Vol.1/2023, Hg. Philipp Spiering,

tredition Dez. 2022, ISBN 978-3347804647 (Hardcover), 188 Seiten, € 22,-

Buchbesprechung von Franziska Bauer

 

Es mag eigenartig erscheinen, ein Bändchen zu rezensieren, zu dem man selber einen Text beigetragen hat, doch das Buch verdient die Besprechung allemal: Entstanden ist diese Gedichtesammlung nämlich aus den Wettbewerbsbeiträgen einer Ausschreibung, an der auch ich teilgenommen habe. Der junge Schriftsteller Philipp Spiering, geboren 1994 in Aachen, der sich vermehrt mit lyrischen Ausdrucksformen befasst, hat sich als Herausgeber und Mitautor der Lyrik-Anthologie Poets of the New World das Ziel gesetzt, die, wie er sagt, „in unserer Zeit immer mehr in den Hintergrund rückende Lyrik neu zu beleben; sei es auf revolutionäre, klassische oder moderne Art.“ Er bezeichnet Lyrik als ein probates Mittel gegen das trübe Gespenst der Abstumpfung, das sich wie ein grauer Schleier durch unsere Gesellschaft zieht. Diesen Schleier lässt Philipp Spiering den Samurai im Gedicht auf Seite 128 letztendlich erfolgreich wegziehen:

Für ihn ist die cité de l’amour grau in grau
Verregnet und wortkarg und trist,
Denn weil er im Kopfe einsam ist,
erbleicht selbst die Wärme der Frau.
Und nichts bleibt mehr übrig als Kälte und Pflicht;
Gefühllos Affären und Wege.
Der Blutfink singt Lieder in seinem Gehege;
Elegien über den Tod und das Licht
– das eine nah, das andre fern.
Sobald sich die Möglichkeit bietet zu weichen,
ergreift er die Fügung beim Schopfe;
Als ob an die Pforte ein Cherub anklopfe,
Versteht er die Enge als Zeichen.
Ein einziges Mal im vergeudeten Leben
Aus Zuneigung endlich zu handeln;
Nicht länger als Dämon im Dunkeln zu wandeln,
Dem Sterben Bedeutung zu geben.

Die Beiträge der Anthologie könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, sind aber durchwegs einer näheren Betrachtung würdig. In den Gedichten findet man, wie es im Vorwort sinngemäß heißt, professionelle Handhabung gängiger Versmaße neben freieren Formen, philosophische Tiefe neben Alltagsszenen, Kritik am Menschen neben dem Ausdruck purer
Daseinsfreude. Das Buch ist als qualitativ hochwertige Hardcoverausgabe mit Lesebändchen und als
Paperback erhältlich.

Weiterführender Link: philippspiering.jimdofree.com

 

Mehr von Franziska hier:

https://www.youtube.com/@franziskabauer9783

https://www.facebook.com/franziska.bauer.56211

 


Gesellschaft der Lyrikfreunde:

Kleine Lyrikreihe – Jubiläumsausgabe
Leobersdorf 2021

Hg. DDr.Christine Michelfeit, ISSN 1011-5234

Umschlagbild: Petra Sela

zu bestellen über info@lyrikfreunde.at

Buchbesprechung von Franziska Bauer

Gedichte von 40 LyrikerInnen aus 40 Jahren

Anlässlich ihres vierzigjährigen Bestehens setzte die Gesellschaft der Lyrikfreunde  ihre „Kleine Lyrikreihe“ im Jahr 2021 mit einem bemerkenswerten Jubiläumsband fort: Er enthält  Gedichte aus den Jahren 1980 bis 2020,  und zwar ausschließlich solche, die mit dem Leserpreis der Zeitschrift „Begegnung“ ausgezeichnet wurden. Nicht zu Unrecht zitiert die Herausgeberin DDr. Christine Michelfeit im Vorwort die Geleitworte des damaligen Tiroler Landeshauptmannstellvertreters Dr. Fritz Prior zum Gedichtband des Jahres 1983, in der er voraussieht, dass man die Bände der kleinen Lyrikreihe in späteren Jahren als bibliophile Kostbarkeiten schätzen und sammeln wird.

Jedes der Gedichte berührt durch seine Bildhaftigkeit, sprachliche Schönheit und oft geradezu erstaunliche Originalität: Der thematische Bogen  reicht von der Natur im Wandel der Jahreszeiten zu den ewigen Fragen des Menschseins zwischen Leben und Tod, kontrastiert Endlichkeit und Ewigkeit, stellt menschliches Fehlverhalten und Nächstenliebe einander gegenüber. Stellvertretend für alle anderen  sei hier der Anfang des wohl bekanntesten Gedichts - Erich Frieds (1921-1988) „Was es ist“ aus dem Jahr 1983 – angeführt, das man auf Seite 12 nachlesen kann:

WAS ES IST

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
                                                                      

Eine Auflistung der vierzig PreisträgerInnen findet sich auf den zwei letzten Seiten des kleinen, aber wahrhaft beeindruckenden Gedichtsbandes, der in keinem Bücherregal fehlen sollte.


Angelika Pauly: Linda und die Märchenblume

ISBN: 978-3-944873-69-5
gelesen und rezensiert von Franziska Bauer

 

Im August 2022 erschien im Carow-Verlag das Märchenbuch der Wuppertalerin Angelika Pauly, ihres Zeichens Schriftstellerin und Musikerin, die auch Mitglied derGesellschaft der Lyrikfreunde Innsbruck und Mitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien ist.

Das Besondere am Buch „Linda und die Märchenblume“ ist die Rahmenhandlung: Linda kommt im Garten zum Sturz und schlägt sich an einem Stein den Kopf auf. Sie verliert das Bewusstsein und macht eine Traumreise ins Land der Märchenblume, auf der winzige Märchengestalten hausen, die der Reihe nach ihre Märchen zum Besten geben, fünfzehn an der Zahl, jedes kompakt und originell und stellenweise auch durchaus lehrreich.

Da ist das Märchen von den vertauschten Stiefeln, das einen Schustergesellen und einen Königssohn lehrt, sich in die Rolle des jeweils anderen zu versetzen, das Märchen vom Teufel, der in den Himmel wollte und es auch dahin schafft, weil er beginnt, Gutes zu tun, und das Märchen vom geteilten Königsschloss, das beschreibt, wie zwei Prinzen zu verantwortungsvollen Regenten heranreifen, indem sie sich das ererbte Königsreich nicht teilen, sondern gemeinsam regieren. Linda wird schließlich von ihrem Vater im Garten gefunden und ärztlich versorgt, die Märchenblume überwacht in einer kleinen Vase neben dem Krankenbett Lindas Genesung. Linda ist übrigens eine Nameskollegin der Enkelin Angelika Paulys, der sie das Buch gewidmet hat.

Das Cover und die prächtigen kindgemäßen Illustrationen zu den Märchen stammen von Dana Smolny.

Ein qualitätsvolles Buch, das durch die große Schrift den Kindern das Selberlesen erleichtert und sicherlich auch den vorlesenden Erwachsenen Spaß bereiten wird.

 

Angelika Pauly, „Linda und die Märchenblume“
©Carow Verlag
Satz: Ron Carow
Illustrationen: Dana Smolny
Lektorat: Peter Hoeft
Gedruckt in Polen

http://carow-verlag.de